Ein Gespräch über Frauen, Leadership & Technik mit Eva Christina Schwarzl
Das Thema Frauenförderung ist in der Corporate World scheinbar omnipräsent. In der zweiten Ausgabe des Guidance-Blogs geht es um die praktische Substanz dieses Themas. Zudem gibt Eva Christina Schwarzl wertvolle Ratschläge und Tipps für junge Studierende!
Eva Christina Schwarzl, Bereichsleiterin im Energiesektor
Sie sind als Bereichsleiterin bei einem Betreiber kritischer Infrastruktur des öffentlichen Sektors beschäftigt – was genau fasziniert Sie an dieser Branche?
Es ist natürlich ein sehr technischer Bereich, zu dem ich eine sehr hohe Affinität habe, weil wir täglich in die Zukunft schauen und uns auch in diese Richtung bewegen. Um Ihnen Beispiele zu geben: Smart Grid und Smart Meter sind wichtige Bestandteile, um das digitalisierte Energienetz der Zukunft zu gestalten. Es bereitet mir große Freude diese Weiterentwicklung im Unternehmen begleiten und vorantreiben zu können.
Frauen, Leadership und Technik: Was assoziieren Sie mit diesen Begriffen?
Keinesfalls Hürden, sondern Herausforderungen! Es gibt wenige Frauen in technischen Führungspositionen, aber sie können enorm dazu beitragen, dass sich ein Unternehmen wandelt, weil sie wertvolle Assets mitbringen. Ich bin der Überzeugung, dass es nicht notwendig ist die Technik bis ins kleinste Detail zu verstehen, um in einem technischen Bereich zu arbeiten. Grundvoraussetzung ist, dass man technische Expert*innen rund um sich hat und deren Ratschläge gründlich berücksichtigt.
Was halten Sie von speziellen Förderprogrammen für Frauen in Konzernen?
Das kommt ganz auf die Ausgestaltung des Förderprogrammes an. Ich glaube, dass beispielsweise Programme, die lediglich das Gendern forcieren, nur einen limitierten Nutzen für Frauen darstellen, weil dies meiner Erfahrung nach an der falschen Stelle hilft. Förderprogramme müssen Kernkompetenzen von Frauen in den Mittelpunkt stellen, um eine Organisation weiterzuentwickeln. Sich auf dem Binnen-I auszuruhen ist einfach zu wenig!
Hatten Sie in Ihrem Leben Mentor*innen? Was macht gutes Mentoring für Sie aus?
Natürlich, im privaten wie im beruflichen Bereich. Quintessenz ist, dass man gut zuhört, viele Fragen stellt und Chancen schnell ergreift. Des Weiteren ist es notwendig mutige Entscheidungen zu treffen. Ich denke, da haben wir Frauen häufig ein Problem. Wir glauben oftmals, dass die Männer es einfach besser können als wir Frauen. Diesen Fehler müssen wir bei uns selbst suchen, den können wir den Männern nicht umhängen. Frauen müssen durch Leistung überzeugen und Dinge umsetzen, beschweren alleine verbessert die Situation nämlich nicht!
Wenn Sie als Führungskraft Bewerber*innen einstellen, beachten Sie extracurriculares Engagement?
Je umfassender die Erfahrungen, desto besser. Tätigkeiten außerhalb der Universität zeugen von sozialer Kompetenz, die im Berufsleben von enormer Bedeutung ist. Das theoretische Wissen wird unheimlich erweitert, sobald Verantwortung im extracurricularen Bereich übernommen wird. Insbesondere zeigen Studierende dadurch Engagement und Interesse. Dieser Wille muss klar ersichtlich sein. Ich möchte betonen, dass Vereine fundamentale Tugenden, wie Höflichkeit und Teamfähigkeit, vermitteln.
Welche drei Ratschläge können Sie jungen Frauen mitgeben?
Erstens, stets mutig sein.
Zweitens, Frauen sollen sich nicht verstellen! In meinem Büro hängt ein Leitspruch von Coco Chanel: „Die selbstsichere Frau verwischt nicht den Unterschied zwischen Mann und Frau – sie betont ihn“. Frauen dürfen dabei keine Ausreden den Beruf oder der Mutterrolle betreffend finden. Natürlich stellt die Organisation dieser Aspekte eine unheimliche Herausforderung dar, aber Frauen dürfen nicht erwarten, dass sich Unternehmen automatisch darauf einstellen, auch wenn in den letzten Jahren in diesem Zusammenhang eine große Weiterentwicklung stattgefunden hat.
Drittens, niemals in die Opferrolle fallen. Frauen werden in allen Lebensbereichen selbstständig Schritte unternehmen müssen, um Gleichstellung zu erreichen. Wenn wir jedoch in einer leidenden Rolle auftreten, haben wir bereits verloren.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ...
Guidance eine extrem coole Initiative ist. Wäre ich noch Studierende, hätte ich mich jedenfalls beworben. Ich denke, dass es wichtig ist jungen Menschen Chancen aufzuzeigen. Hätte mir jemand während meiner Studienzeit gesagt, dass ich in meiner jetzigen Funktion agiere, dann hätte ich das wohl nicht geglaubt.
Zur Person Eva Christina Schwarzl
Seit 2017 in der Bereichsleitung eines Netzbetreibers
Zuvor tätig in den Branchen Consulting sowie Banking
Studierte an der Universität Graz und der Donau-Universität Krems
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